Die Fünf Wandlungsphasen (Wu Xing)
Behandlung nach den Fünf Wandlungsphasen
Therapieprinzip
- in Fällen von Mangel (Leere) stärke die Mutter
- in Fällen von Fülle leite an den Sohn ab (sedieren)
- die Mutter-Kind-Punkte des jeweiligen Meridians beziehen sich auf die Bezeichnung Tonisierungs- und Sedierungspunkte
entscheidend ist aber auch die korrekte Nadelungstechnik:
- d.h., bei den Tonisierungspunkten entsprechend stärkend (+), bei den Sedierungspunkten entsprechend ableitend (-) nadeln, um die gewünschte Wirkung zu erzielen
- die Bezeichnung Tonisierungs- und Sedierungspunkte ist umstritten, da die Eigenschaften eines Punktes sehr oft durch seine anderen Eigenschaften übertönt werden
- so werden z.B. Pe 9 und He 9 zwar nach dieser Theorie zu den Tonisierungspunkten gezählt, da sie der Wandlungsphase der Mutter zugerechnet werden, werden aber sehr viel häufiger im Akutfall als Jing-Brunnen-Punkt zur Ableitung (Sedierung) eingesetzt
Beispiel - Mangel-Zustand
- in Fällen von Mangel (Leere) eines Meridians (einer Wandlungsphase), den Punkt auf dem Meridian wählen, der der Wandlungsphase der Mutter auf dem Meridian entspricht und stärkend (+) nadeln
- wenn z.B. die Lunge im Mangel (Leere) ist, dann Lu 9 (Erd-Punkt) auf dem Lungen-Meridian stärkend (+) nadeln
Beispiel - Fülle-Zustand
- in Fällen von Fülle eines Meridians (einer Wandlungsphase) den Punkt auf dem Meridian wählen, der der Wandlungsphase des Kindes auf dem Meridian entspricht, und ableitend (-) nadeln
- wenn z.B. die Lunge in Fülle ist, dann Lu 5 (Wasser-Punkt) auf dem Lungen-Meridian ableitend (-) nadeln
Anwendung zur Eliminierung äußerer Faktoren:
es besteht ein Zusammenhang zwischen den fünf Wandlungsphasen und den pathogenen Faktoren (nach G. Maciocia 2008), J. Ross (1998) dagegen vertritt die Ansicht, die Punkte nur bei inneren Erkrankungen einzusetzen):
- Holz entspricht Wind
- Feuer entspricht Hitze (Feuer)
- Erde entspricht Feuchtigkeit
- Metall entspricht Trockenheit
- Wasser entspricht Kälte
übereinstimmend mit diesen Wechselbeziehungen können die Wandlungsphasen-Punkte zur Vertreibung des pathogenen Faktors angewendet werden
Beispiel:
- eine akute Halsentzündung mit Fieber, starker Rachenrötung, -schwellung und -schmerz durch Wind-Hitze, die dabei betroffenen Wandlungsphasen sind Holz (Wind) und Feuer (Hitze)
- betroffenes Organ/Meridian: Lunge
- Therapie: den Holz-Punkt (Wind) auf dem Lungen-Meridian (Lu 11) und den Feuer-Punkt (Hitze/Feuer) auf dem Lungen-Meridian (Lu 10) auswählen
S = Sedierungs-(Kind-)punkte
- leiten Energie ab
- neutralisieren einen Energieüberschuss
- entstauen aufgestaute Energie
T = Tonisierungs-(Mutter-)punkte
stärken bei:
- Energieleere
- Schwäche
- Unterfunktion eines Organs und seines Meridians
B = Ben-Punkte
repräsentieren das eigene Element, d.h.:
- Holz im Holz
- Feuer im Feuer
- Erde in der Erde
- Metall im Metall
- Wasser im Wasser
Ben-Punkte haben zwei Funktionen:
- sie stärken das Qi ihrer zugehörigen Leitbahn von der Wurzel her. Damit sind die Punkte zum Anzapfen der gespeicherten Energien, d.h. der Jing-Essenz in der Tiefe der Zang Fu.
- sie stellen die Beziehung zweier Leitbahnen her, die sich nach der Organuhr diametral gegenüberstehen. Hiermit wird die energetische Grundlage der Mitternachts-Mittags-Regel begründet.
Beispiel:
- besteht ein energetisches Gefälle zwischen Lunge und Blase (Blasen-Qi-Fülle, Lungen-Qi-Mangel), wird Lu 8, tonisierend genadelt und damit der Energietransfer von Blase zu Lunge eingeleitet
- die beste Zeit dafür ist die 1. Stunde der Lungen-Maximalzeit (zwischen 3:00 und 4:00 Uhr)
- alternativ kann auch Bl 66, der Ben-Punkt des Blasen-Meridians, in der 2. Stunde der Blasen-Maximalzeit (zwischen 16:00 und 17:00 Uhr) ableitend genadelt werden, um den Ausgleich herzustellen
- sie werden auch gern bei Stagnationen verwendet, um die gesamte Leitbahn wieder durchgängig zu machen
- um das Energiegefälle festzustellen, wird die quantitative Pulstastung auf zwei Ebenen (oberflächlich und tief) durchgeführt und der Zustand der Yin- und Yang-Leitbahnen anzeigt (vgl. Nan Jing, Kap. 18)
am Beispiel des o.g. Falls:
- linker Chi (Fuß)-Puls ist oberflächlich in Fülle
- rechter Cun (Daumen)-Puls ist in der Tiefe in Leere